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Donnerstag, 23. September 2010

Wie reich ist ein "Durchschnittsinder"?

Um den Vorurteilen im Westen, alle Inder seien bettelarm, mal ein Beispiel entgegenzuhalten.
Parvish und ich haben gestern einen Rikshaw-Fahrer nach seinen Arbeitsverhältnissen befragt. Rikshaws sind die schwarzgelben Taxis, die wendig auf drei Rädern durch den Verkehr kurven. Vorne einen Motorradlenker, hinten eine Sitzbank für zwei Gäste, das Ganze in einer kleinen Kabine. Rikshawfahrer sind Analphabeten (sonst hätten sie einen anderen Beruf) und wohnen mit ihren Familien in Slums. Ich würde sie nicht zur Mittelschicht zählen. Der Fahrer fuhr eine brandneue Rikshaw, die er vom Besitzer jeweils für eine Tagesschicht von 8 Stunden ausleiht. Die Nachtschicht (mit vielleicht ein paar Stunden Schlaf) macht ein anderer Fahrer. Unser Fahrer bezahlt RS 200 pro Schicht für die Rikshaw und nochmals etwa so viel für den Treibstoff (aus Umweltschutzgründen fahren in Mumbai und Delhi alle Rikshaws und Taxis mit "natural-gas"). Wenn er pro Stunde Rs 100 an Fahrkosten einnimmt und 20 Tage pro Monat arbeitet, verdient er netto Rs 8000/Monat (= 172 Schweizerfranken). Ich schätze die Lebenskosten hier in Mumbai auf etwa einen Zehntel bis einen Zwanzigstel der Schweiz. Auf jeden Fall wird man mit 100 Rs pro Tag satt - auf gesunde Weise. Die Lebensmittelkosten belaufens sich in dieser Rechnung auf 3/8 des Lohnes. Für einen ungebildeten Menschen in einem sogenannten Entwicklungsland ein gute Zahl.
Auf der anderen Seite: Eben hat in Süd-Bombay eine alte Villa für umgerechnet 64 Mio CHF den Besitzer gewechselt. Die neuen Besitzer möchten ein Hochhaus bauen.

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