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Donnerstag, 9. September 2010

das dritte Geschlecht

Vor ein paar Wochen konnten wir in einer Schweizer Zeitung lesen, dass Indien und Pakistan das dritte Geschlecht anerkennen. Es gibt nicht nur Frauen und Männer, sondern auch Menschen, die weder noch sind. Ich habe bei Parvish nachgefragt, immerhin ist er Biologe. Bei der Rekombination der Gene kann es zu Fehlbildungen der Chromosomen kommen. Bekannt ist das Down-Syndrom. Träger des Turner-Syndrom verfügen nicht über zwei X-Chromosome (wie Frauen), sondern nur über ein einziges X-Chromosom. In der Folge werden Gebärmutter und Eierstöcke fehlerhaft gebildet, was die Hormonproduktion verunmöglicht. Das Wachstum allgemein und besonders der sekundären Geschlechtsteile wird nicht initiiert.
Im Westen gilt das Turner-Syndrom als genetische Krankheit. Die Träger (oder Trägerinnen) werden mit Wachstumshormonen behandelt, sind durchschnittlich intelligent und führen ein normales Leben, ohne allerdings Kinder gebären zu können.
In Indien leben viele dieser Menschen in ihren Herkunftsfamilien. Andere hingegen bilden eine eigene Gesellschaft: die Hijras. In dieser marginalisierten Gruppe finden sich auch transsexuelle und entmannte Menschen wieder. Die Hijras bilden eine streng organisierte Gesellschaft mit eigenem Selbstbewusstsein. Sie verehren Bahuchara Mata, eine Göttin aus Gujarath. An Hochzeiten treten die Hijras als Glücksspender auf. Das ist nicht sehr einträglich, weshalb auch die Prostitution sehr verbreitet sei.
Kulturell interessant finde ich, wie mit dem Turner-Syndrom umgegangen wird. Was im Westen als Krankheit abgetan wird, hat sich in Indien zu einer Identität durchgerungen. Von allen Ländern der Welt anerkennen nur Indien und Pakistan das dritte Geschlecht. Ausgerechnet diese beiden Nationen, die sich stets gegeneinander abgrenzen.

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