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Sonntag, 19. September 2010

Tourist – oder was bin ich?


Dass ich über Wochen keinen „Nicht-Inder“ sehe, hat zwei Gründe. Zum einen bewege ich mich wenig in touristischen Gegenden, zum anderen wird Indien während der Monsunzeit von Ausländern gemieden. In Mumbai lebe ich im Raum Andheri. Erst einmal bin ich die 1 ½ Stunden nach South-Bombai gereist, wo die Sehenswürdigkeiten liegen. Dort habe ich drei Europäer/Amerikaner/Australier gesehen. Wir Weisse fallen hier sofort auf. Dort zwischen Gateway of India und Taj-Hotel werden wir als Touristen von aufdringlichen Händlern und Bettlern angesprochen, sonst nicht. Was bin ich aber dann ausserhalb dieser Orte? Vorgestellt werde ich als „foreigner“ - Ausländer. Inder reisen selber auch sehr gern und viel, insofern hat es überall viele „Fremde“, die nach dem Weg fragen müssen und von Taxifahrern und anderen übers Ohr gehauen werden. Von Europäern weiss ich, dass sie sich selber nicht gern als Touristen bezeichnen. Warum eigentlich nicht? Sofern man unter Touristen nur jene Leute versteht, die sich mehr für Sehenswürdigkeiten interessieren als für den Alltag der Ansässigen, die ihre Rechte als bezahlende Kunden einfordern und sich weniger auf die komplexeren Strukturen von Gastfreundschaft einlassen, sind viele Indienreisende tatsächlich keine Touristen. Aber was bin ich dann? Ein neugieriger Reisender? Ein – hoffentlich gern gesehener – Gast? Am schönsten ist es, wenn ich als Freund vorgestellt werde.
Nachtrag: Hier in Dharamsala (resp. Mcloadganj), wo der Dalai Lama und viele Tibeter Aufnahme gefunden haben, hat es Leute aus allen Ländern (ausser China). Die „Weissen“ sind entweder Freaks oder junge oder alte Frauen mit verklärten Gesichtern. Hier fällt aber niemand auf. Überraschenderweise ist der Ort äusserst unruhig und lärmig bis spät in die Nacht hinein.
zweiter Nachtrag: Goa ist die klassische Tourismusdestination seit vielen Jahrzehnten. Das muss ich natuerlich auch sehen. Wir Auslaender machen hier keine gute Falle, die indischen Touristen allerdings auch nicht. Wenn die Saison im Oktober wieder anfaengt und die Russen, Deutschen, Israeliten usw. kommen, geht es wieder um Beachparties und ums Saufen...

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