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Montag, 20. September 2010

Wer bezahlt die sogenannte Entwicklung?


Vor zehn Jahren ist die River Princess, ein Containerschiff, am Strand von Goa aufgelaufen. Dort liegt sie noch heute, zehn Jahre spaeter. Seither streiten sich die Eigentuemerin, die Versicherung, diverse Behoerden und der indische Staat, wer das Schiff bergen muss/soll/darf und zu welchen Bedingungen.

Goa besteht aus Waeldern, Fluessen, Lagunen, Mangroven, Inseln. Wenn man von Panaji (Hauptstadt) den Mandovi-Fluss ueberquert und mit einer zweiten Faehre einen anderen Flussarm, dann gelangt man auf eine kleine Insel. Das Land, worauf eine Handvoll Haeuser, ein paar Huetten, ein Friedhof und eine ansehnliche Kirche stehen, gehoert der katholischen Kirche. Der Bischof hat das Land nun fuer ein Butterbrot an eine Investorengruppe verkauft, die dort ein Hotel mit Spa, Golfplatz usw. erstellen werden. Das Projekt ist nicht das einzige, aber das prominenteste. Zum einen wegen seiner Groesse, zum zweiten weil der Bischof verkauft hat, was ihm offenbar gar nicht voll gehoert, zum dritten wegen der intakten Natur (Mangroven sind geschuetzt) und zum vierten, weil die ansaessigen Leute seit Generationen dort leben. Und das nicht schlecht. Der Fischfang ist sehr ertragreich.

Ueberall in Goa sind Landschaft, Natur, Grundwasser und Doerfer vom "mining" bedroht. Wie auf Satellitenbildern zu sehen ist, werden im Hinterland riesige Waelder durch oft illegalen Bergbau (Eisen, Bauxit) zerstoert. Der persoenliche Zugang zu den Gebieten wird durch Patrouillen verhindert. Ein Aktivist zeigte gestern seine Kamera, die von den Patrouillen zerschmettert worden ist.

In den Fluessen und Lagunen (Foto folgt) schaufeln einfache Leute auf primitiven Booten Sand vom Flussgrund und transportieren das Material zu den grossen Schiffen der Zementfirmen. Das kommt billiger als den Sand maschinell abzubauen. Zwar gibt es ein paar wenige Konzessionen fuer diesen Sandabbau. Aber wer kann schon die vielen Boote zaehlen?

Beauftragt mit dem Schutz der Natur ist das forest-and-environment-department. Selbst wenn man diesen Leuten zugesteht, dass sie gute Arbeit leisten wollen, muss man zugeben, dass sie nicht viel ausrichten koennen. Fuer eine Flaeche von durchschnittlich 150 km2 verantwortlich sind 4 Rangers, die weder ueber ein Fahrzeug noch ueber Waffen verfuegen.

Wen wundert es, dass in Indien die Korruption blueht? Auf meine Frage an einen der betroffenen Bauern erhielt ich die Antwort: Bezahlen werden vor allem unsere Kinder, von uns allen, weil die natuerlichen Ressourcen zerstoert sein werden.

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