Nun will ich von einer ziemlich schrägen Theorie berichten. Als Autoren zeichnen Holger Kersten, Andreas Faber-Kaiser, Kurt Berna, Notovitch und F.M. Hassnain. Ich beziehe mich auf letzteren. Jesus soll in Indien gewesen sein - und das gleich zweimal. Mit dem ersten Mal werden die "fehlenden Jahre" erklärt. In den vier bekannten Testamenten (und auch in den Apokryphen) finden wir keine Hinweise darauf, was Jesus in den Jahren vor seiner Taufe gemacht hat. Das mag erstaunen, wenn man die Evangelien als Biografien liest (sind sie aber nicht - auch das Aussehen von Jesus wird nicht beschrieben). Tatsächlich könnte Jesus in diesen Jahren mit persischem und buddhistischem Gedankengut in Berührung gekommen sein. Und warum nicht auf einer Reise dorthin? Oder ein paar Jahre dort gelebt und sogar gelehrt haben? Wenn das wirklich der Fall gewesen sein soll, dann finden wir allerdings überraschend wenig östliche Gedanken in seinen Predigten und Gleichnissen.
Origineller ist die Vorstellung einer zweiten Indienreise von Jesus. Nach dieser Theorie hätte Jesus die Kreuzigung überlebt (die Argumente hierfür sind durchaus plausibel) und wäre nachher in Richtung Osten in Sicherheit gebracht worden. In Srinagar wird seit Alters her das Grab eines Yuzu Asaph verehrt. Die Beweislage ist aber eher schmal. Der Name muss mit Jesus aus Nazareth gleichgesetzt werden (und dazu kommt noch, dass Jesus ein häufiger Name war), die Archäologie vor Ort ist mit vielen Veränderungen in den letzten 2000 Jahren konfrontiert. Was man dort alles gefunden haben will, von Kreuzen bis hin zu Fussabdrücken mit Wundmalen, kann auch aus späterer Zeit stammen. Das Grab zieht aber viele Touristen an, von denen sich ein paar offenbar nicht sehr pietätvoll aufführen. Deswegen ist der Zugang zum Grab diesen Frühling für Auswärtige verwehrt worden. Vielleicht komme ich ja trotzdem irgendwie hin.
Yuz Asaf ist nachgewiesen als Verballhornung von Bodhisattva. Im Grab liegt also ein buddhistischer Heiliger.
AntwortenLöschenKersten etc. stützen sich auf eine jahrzehntealte These, die durch Wiederholung nicht wahrer wird. Sie geht aus von einem „Reisebericht“ von Nicolas Notowitsch mit der Behauptung, in einem tibetischen Kloster tibetische Berichte über diese Reise Jesu gefunden zu haben (1894), der schon 1 Jahr später entlarvt wurde. Notowitsch war nachweislich nicht da, wo er gewesen zu sein behauptete und der von ihm publizierte Text ist ebenso nachweislich eine Fälschung. Das Grab wurde vom Grunder der Ahmadiyya identifiziert, der sich als Nachfolger Jesu sah.