Hat die Religiosität einen Einfluss auf Ordnungssinn, Sauberkeit und Hygiene? Auf den ersten Blick nicht, aber auf den zweiten. Die Muslims kennen strenge Reinigungsriten, die nicht nur symbolischen Charakter haben - wie etwa die Taufe der Christen. Grundsätzlich waschen sich Inder häufiger als wir Europäer. Auch kleidungsmässig sind uns die Inderinnen und Inder weit überlegen. Eine Ausnahme machen die ganz armen Leute, die körperlich arbeiten, keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und sich keine sauberen Kleider leisten können. An den heiligen Orten sieht es allerdings anders aus. Ganz auf der sauberen Seite stehen die Jains und die Bahaí's. Der glänzende Marmor wird dort gefegt, noch bevor ein Staubkörnchen darauf fallen kann. Ebenfalls auf der sehr sauberen Seite sind die Gurdhwaras der Sikhs. Die werden ständig mit viel Wasser geschwemmt, weil das Wasser im Gurdhwara heilig ist (Amrit = Nektar). Die Moscheen der Muslims lassen schon etwas zu wünschen übrig. Ganz unten sind die "local temples" der Hindus (mit Ausnahme der Harekrishna). Dort verkehren natürlich auch vor allem einfache und arme Leute. Der Dreck wird dort aber geradezu produziert. Die Opfergaben (Früchte, Blüten, Milch, süsser Brei, Blätter usw.) landen nämlich irgendwann auf dem Boden.
Alle heiligen Orte in Indien werden barfuss oder in Socken betreten (ausser die Kirchen). Bei vielen habe ich das Bedürfnis, die Füsse vorher zu waschen (wie bei den Moscheen), um auf dem Boden keine Staubabdrücke zu hinterlassen. Bei einem Hindutempel habe ich meistens erst nach dem Besuch das Bedürfnis, die Füsse zu waschen...
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