
Auf den Wunsch eines Lesers meiner Blogs hin habe ich mich näher mit den elektrischen Krematorien auseinander gesetzt. In New Delhi gibt es 30 Krematorien, ein paar wenige davon mit eletrisch betriebenem Ofen. Eines davon habe ich besucht. Gegen ein kleines Entgelt konnte ich auch längere Zeit mit dem Geistlichen sprechen. Es gibt zwei Gruppen von Pandits: Die einen arbeiten in Tempeln, die andern (Mahapandits) sind für Todesfälle zuständig. Das sind zwei verschiedene Unterkasten der Brahmanen. Die Aufgabe und das Wissen um die Zeremonielle werden vererbt.
Die Anlage umfasste zwei Hallen (eine für den Gottesdienst, die andere zum Ruhen, Schlafen, Übernachten der auswärtigen Gäste), ein Holzlager, ein Büro, einen Brandplatz mit 34 Feuerstellen und eine Halle mit zwei elektrischen Öfen. Die Öfen funktionieren wie in der Schweiz, ausser dass die Prozesstemperatur mit Strom und nicht mit Heizöl erzeugt wird. Traditionelle Hindus sind bei der Verbrennung dabei, zumindest in der ersten Stunde, wo die Zeremonien stattfinden. Särge gibt es nicht, die Körper werden in Tücher eingewickelt. Die Kremation wird so rasch wie möglich durchgeführt, nach Möglichkeit schon am Todestag. Dauert die Identifizierung eines Toten länger, wird der Leichnam mit Eisblöcken gekühlt. Die elektrischen Öfen sind für die wenigsten Hindus ein Problem, ausser dass die Zeremonien abgekürzt werden müssen. Aufgeschlossene Ökofreaks bekennen sich zur elektrischen Kremation. Holz ist in Indien rar. Hindus aus Bihar und andere sehr traditionsgebundene Gläubige wählen immer die Holzkremation. Sie verweilen auch sechs Stunden neben dem Leichnam, bis er ganz verbrannt ist. Die Asche wird nicht in der Erde beigesetzt, sondern einem Fluss (Ganga) mitgegeben. Die Hindus haben keine Gräber für ihre Verstorbenen.
Christen und Muslime verbrennen nicht, sie haben Gräber. Da der Platz in Delhi knapper wird, überlegen sich z.B. die Methodisten, auf die Kremation umzusteigen. Die Parsen haben Türme, wo sie ihre Toten der Sonne, der Witterung und den Vögeln aussetzen. Die Parsen halten Erde, Wasser, Feuer und Luft heilig. Diese dürfen nicht durch einen Leichnam verunreinigt werden. Einen solchen Turm habe ich noch nie gesehen, sie sind für Nicht-Parsen nicht zugänglich.
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