Seit zwei Tagen bin ich in Indien. Ich wohne für ein paar Tage bei einem Freund in Andheri, einem Stadtteil der 14-Millionenstadt Mumbai. Gestern hatte ich mich mit zwei Hindus übers Thema Beerdigungen unterhalten. Beide Männer führen ein modernes Leben, einer arbeitet als Lehrer, der andere in der Filmindustrie, beide leben allein. Der Körper eines Verstorbener wird traditionell in seiner Wohnung aufgebahrt, wo sich seine Angehörigen treffen. Dann wird der Körper kremiert, ein paar Tage später wird die Asche in einen Fluss (nach Möglichkeit der Ganges) beigesetzt. Er hier kommt ein Priester zum Einsatz. Dessen Gebet und Rituale sollen dem Verstorbenen die ewige Ruhe verschaffen und verhindern, dass er wieder geboren wird. Im Einzugsgebiet der heiligen Flüsse werden die Körper am Ufer selber verbrannt. Die Überreste werden vom Feuer direkt dem Wasser beigegeben. Infolge Mangels an Brennmaterial werden heute Leichen auch unverbrannt dem Wasser beigegeben. Einer meiner beiden Gesprächspartner ist sehr säkular (trotz brahmanischer Abstammung). Er und seine Geschwister verzichteten auf die Aufbahrung des Vaters. Sein Körper wurde direkt verbrannt und die Asche dann einem Fliessgewässer in Mumbai beigegeben. Die etwa einstündige Zeremonie des Priesters war aber auch für diese Familie selbstverständlich.
Mittwoch, 16. Juni 2010
Wie beerdigen Hindus heute ihre Verstorbenen?
Seit zwei Tagen bin ich in Indien. Ich wohne für ein paar Tage bei einem Freund in Andheri, einem Stadtteil der 14-Millionenstadt Mumbai. Gestern hatte ich mich mit zwei Hindus übers Thema Beerdigungen unterhalten. Beide Männer führen ein modernes Leben, einer arbeitet als Lehrer, der andere in der Filmindustrie, beide leben allein. Der Körper eines Verstorbener wird traditionell in seiner Wohnung aufgebahrt, wo sich seine Angehörigen treffen. Dann wird der Körper kremiert, ein paar Tage später wird die Asche in einen Fluss (nach Möglichkeit der Ganges) beigesetzt. Er hier kommt ein Priester zum Einsatz. Dessen Gebet und Rituale sollen dem Verstorbenen die ewige Ruhe verschaffen und verhindern, dass er wieder geboren wird. Im Einzugsgebiet der heiligen Flüsse werden die Körper am Ufer selber verbrannt. Die Überreste werden vom Feuer direkt dem Wasser beigegeben. Infolge Mangels an Brennmaterial werden heute Leichen auch unverbrannt dem Wasser beigegeben. Einer meiner beiden Gesprächspartner ist sehr säkular (trotz brahmanischer Abstammung). Er und seine Geschwister verzichteten auf die Aufbahrung des Vaters. Sein Körper wurde direkt verbrannt und die Asche dann einem Fliessgewässer in Mumbai beigegeben. Die etwa einstündige Zeremonie des Priesters war aber auch für diese Familie selbstverständlich.
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Eine Superidee von dir - du kannst dich darauf verlassen, dass ich den Blog regelmässig lese. Es kommen viele Erinnerungen. Ja, der Monsun. Strassen, die innert 10 Minuten unter Wasser stehen. Und ein ganz besonderer Geruch in der Luft ...
AntwortenLöschenDein Thema: Jahre bevor ich Pfarrer wurde habe ich mich einen ganzen Tag lang in Varanasi am Manikarnika Ghat aufgehalten, wo die Kremationen stattfinden. Das ist eine Erfahrung, die mir alle Berührungsängste im Umgang mit dem Tod genommen hat. Ich will jetzt im Blog nicht detailliert beschreiben, was ich alles gesehen habe. Sicher, auch viel Trauer. Aber auch ganz sachlichen Umgang mit den Körpern, die jetzt nun mal verbrannt werden müssen. Und für all die Menschen, die täglich an diesem Ghat leben, vorbeigehen, arbeiten ist das völlig normal. Kein Mensch stört sich an dem, was im Wasser treibt, kein Mensch stört sich an dem, was die Hunde machen. Trauer, Abschied und Leben sind dichtestens beieinander.
Mich würde interessieren, was für einen Einfluss die miodernen Krematorien auf diesen sehr alltäglichen Umgang mit dem Tod haben. Die indische Regierung ist sich der Problematik des Brennmaterials durchaus bewusst (Kosten für arme Familien, Abholzung im Himalaya). Doch wie steril ist ein Krematorium gegenüber diesem sinnlichen Umgang mit der Vergänglichkeit an den Ghats! Frag doch mal, was deine Freunde und Bekannten von Krematorien halten und erzähl ihnen von unseren Begräbnissitten - wie reagieren sie?
Bis bald!
Joachim
Bis jetzt habe ich erst eine Antwort erhalten, die sich aber nicht unbedingt für repräsentativ hält. Die elektrische Kremation spare Holz (ist in Indien sehr kostbar) und sei darüber hinaus auch viel vollständiger. Man bedenke nur mal die Temperaturen, die laut unseren Schweizerischen Krematorien nötig sind. Wer danach Asche in einen Ganges (kann irgendein Fluss sein) ausschütten will, sollte doch Asche und nicht nur angekohlte ... in der Hand halten!
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