
Wegen ihm bin ich extra nach Shirdi gereist. In diesem bis dahin völlig unbedeutenden Ort etwa eine Tagesreise entfernt von Bombay soll er irgendwann Anfang des 20. Jhds. aufgetaucht sein. Niemand wusste woher er stammte. Nicht einmal seine Religion ist geklärt. Er hatte nichts und hatte auch nichts gegründet. Er half einfach wo es nötig war, er hatte für jeden das richtige Wort, heilte Kranke, setzte sich für Tiere und unterdrückte Menschen ein. Im Jahr 1918 starb er.
Saibaba ist heute der wichtigste Heilige weit und breit. In üblicher Überschwenglichkeit wird er sogar zum Gott erklärt. Gleich hier in Mumbai Andheri um die Ecke bin ich auf einen kleinen Tempel für Saibaba gestossen (siehe Bild). Überall stosse ich auf das Bild von Saibaba: in Hotelhallen, Shops, Taxis, Häusern usw. Viele Leute, die vorübergehen, übertragen den Segen vom Bildnis mit einer typischen Handbewegung auf sich selber. Nicht selten steht Saibaba in einer Linie neben Ganesha, Shiva, ja sogar von Jesus und Maria. Nach heutiger Auffassung soll das Bildnis von Saibaba die gleiche Wirkung wie der Heilige selber haben. Er gilt als Wundertäter, Heiliger, Tier- und Menschenfreund.
Die Verehrung hat ein paar interessante Aspekte. Zum steht der Heilige über den Religionen ("Sai" tönt hinduistisch, "baba" muslimisch), wirkt also integrativ. Zum zweiten gehörte der historische Saibaba (sein ursprünglicher Name ist unbekannt) zu den Armen, konnte keine Kastenzugehörigkeit vorweisen und erfuhr mal von Hindus, mal von Muslims Ablehnung. Arme Leute können sich mit ihm identifizieren. Zum dritten hinterliess Saibaba keine Reden, Schriften oder gar Dogmen. Die Verehrung wird einem also nicht allzu schwer gemacht. Und nicht zuletzt scheint die Saibaba-Verehrung von verschiedenen Seiten stark gefördert zu werden. Da ist der Ort Shirdi, da sind mächtige Geldgeber und nicht zuletzt passt der höchst unpolitische Saibaba sehr gut ins Konzept der Rechtsparteien.
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