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Dienstag, 22. Juni 2010

Freiwilligenarbeit


Ziemlich spontan hatte ich die Möglichkeit, eine Gruppe von Freiwilligen ("volunteers") zu begleiten. In Shrirampur, einem kleinen Ort ca. 300 km südöstlich von Mumbai (wohin sich wohl noch kaum Nicht-Inder verirrt haben) gibt es eine Destillerie mit rund 1300 MitarbeiterInnen. Das sind Zuckerrohrbauern, Fahrer, Handwerker, Köche, Wachpersonal usw. - eine kleine Welt für sich. Die neue Leitung der Tilaknagar-Companie legt auf Sozial- und Umweltprojekt grossen Wert. Ich glaube, es geht dabei um die Sache und weniger ums Image (wer in Indien Alkohol trinkt achtet nicht aufs Image der Distillerie). Die Projekte sind eine Biogasproduktion aus "Kuhscheisse", Kompostierung, Grundwasserpflege sowie Aufforstung. Die Projekte laufen bestens, nun geht es darum, den Leuten zu vermitteln, weshalb man das eigentlich macht. Hier kommt die Freiwilligengruppe ins Spiel.
An einem Donnerstagabend haben sich 12 junge Frauen und Männer zusammengefunden, alles gut ausgebildete und modern gekleidete Stadtleute aus Mumbai. Nach vielen Verzörungen sind wir dann etwa um 1 Uhr nachts in zwei Vans aufgebrochen und nach 7 Stunden in Shrirampur angekommen. Um 9 startete das Programm. In einem jeweils dreiteiligen Kurs wurde Schulkindern, Eltern, Angestellten und Dorfleuten die Umweltprojekte erklärt. Das wiederholte sich am Nachmittag und noch zweimal am Samstag. In den zwei Tagen wurden etwa 300 Leute erreicht. Die meisten Freiwilligen waren das erste Mal dabei und kannten weder das Dorf noch die Projekte. Sie hatten sich mit einer 60-seitigen Dokumentation auf ihre Einsätze vorbereitet. Die Dokumentation wussten sie auswändig und konnten die Führungen auf Englisch, Hindi oder Marati halten. Für die Leute in Shrirampur galten sie offensichtlich als Experten auf ihrem Gebiet. Die Leitung der Gruppe bestand aus einem quirligen, jungen Professoren und einem Sekretär. Die Einsätze waren begleitet und wurden jeweils am spät am Abend gemeinsam ausgewertet. Für mich eindrücklich die Motivation der Volunteers. Sie erhalten eine gute Spesenentschädigung und hatten sehr viel Spass. Auf einen entsprechenden Aufruf von SPROUTS (das ist die Organisation, die im Auftrag von Tilarnagar-Corporation diese Arbeit macht) hatten sich etwa 40 Freiwillige gemeldet, von denen dann die 12 ausgewählt wurden. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag fuhr die Gruppe dann wieder eng zusammengepfercht in den zwei Vans die holprigen Strassen wieder zurück ins moderne Mumbai.
Das war der zweite Einsatz von SPROUTS. Der CEO von Distillerie (und deren Mutter!) war so begeistert, dass die Einsätze nun jedes Wochenende wiederholt werden, bis alle 1300 MitarbeiterInnen plus nochmals vielleicht 2000 Angehörige und Nachbarn wissen, weshalb man Wasser spart, Bäume pflanzt und Kuhdung sammelt.

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